Corona Pandemie - neu gelegte Strukturen festigen sich

September 2020

 

Ernährungs- und Vorsorgeprogramme werden wieder aufgenommen

Um die Kinder unter 3 Jahren zu untersuchen und für das nächste Ernährungs- und Vorsorgeprogramm vorzubereiten haben wir wieder mit unseren Dorfbesuchen begonnen. Leider kann ich dieses Mal wegen der stark ansteigenden Corona Pandemie nicht dabei sein, und so fällt die medizinische Untersuchung aus. Jedoch werden die Kinder wie gewohnt gemessen und gewogen und ihr Hb untersucht. Bereits jetzt ist ersichtlich, dass sich viele Kinder durch die Pandemie verschlechtert haben. Das hängt mit der schlechten Ernährungslage und den gehäuften Infekten zusammen. So erfährt unser Dorfkoordinator Jayanta bei einem Hausbesuch, dass dort soeben ein Neugeborenes auf die Welt gekommen ist. Es gab keine Hebammen-Hilfe, so hat die Nachbarin Beistand geleistet und aus mangelndem Wissen auch nicht abgenabelt. Die Mutter und das neugeborene Kind -noch mit der Nabelschnur verbunden- wurden in eine Krankenstation begleitet und dort versorgt. Es kam 8 Wochen zu früh auf die Welt und wog gerade 1,2 kg. Es wurde nach 2 Wochen Krankenhaus zurück ins Dorf entlassen, wo es dann problemlos aufwuchs.

Das Nähen von Stoffmasken bringt Freude und Schutz

Zwischenzeitlich haben unsere Krankenhaus Angestellten damit begonnen, Stoffmasken selbst zu nähen und diese dann in den Dörfern zu verteilen, da in den Dörfern keine erhältlich sind. Auch stationäre Mütter werden hierbei eingebunden, und haben Freude sich im Nähen auszuprobieren.

Das überlastete indische Gesundheitssystem lässt die Schwächsten allein zurück

In dieser Monsunzeit passieren immer wieder traurige Zwischenfälle mit Schlangen, durch welche die Hilflosigkeit und Armut der Dorfbewohner nochmals deutlich zu Tage tritt. In einem Dorf wurde ein junger Mann bei der Feldarbeit von einer Viper gebissen. Er ging zu einer Krankenstation um sogleich wieder Heim geschickt zu werden, da es nicht für behandlungsbedürftig angesehen wurde. Dann nachdem er erbrechen musste, wurde er in die Uniklinik weiter entfernt gebracht, wo ein junger Arzt ihn auch nicht für behandlungsbedürftig ansah und gleichermaßen nach Hause schickte. Dort bekam er Krampfanfälle und Sprachverlust und wurde wieder in dasselbe Krankenhaus eingeliefert. Kurz darauf verstarb er an einem Nierenversagen. Seine Eltern haben 7 Mädchen und er war der einzige Junge.

Kein Patient darf verloren gehen – in Zeiten von Corona eine Herausforderung für uns alle

Die Mutter Teresa Schwestern brachten eine junge Frau Rasmuni -34 Jahre alt, die seit Monaten an vaginalen Blutungen litt. Ein mitgebrachtes MRT zeigte einen Tumor des Uterus, der bereits in die Umgebung verwachsen war… Sie sollte ein Medical College aufsuchen, was jedoch nicht umsetzbar war: die Angehörigen und die Patientin kennen den Weg nicht und welcher Zug oder Bus zu nehmen ist, auch haben sie kein Geld, und dann wie sie sich in den überfüllten Krankenhaus verständig machen können. Bei uns saßen sie  nun hilflos vor Satya, der mich anrief und erst mein eindringlicher Ruf: „kein Patient, der uns von Gott geschickt wird, darf verloren gehen!“, brachte die Therapie ins Rollen. So haben wir sie nach notwendigen Voruntersuchungen weiter ins Hope Hospital nach Kalkutta gebracht, wo nun eine onkologische Abklärung und Therapie erfolgen kann. 

Erst eine Woche zuvor hatten wir den Transport einer schwerkranken Frau nach Kalkutta organisiert, in unser Hopehospital. Kurz nach der Ankunft dort, verstarb sie an einem Nierenversagen. Unsere gesamte Belegschaft war tief betroffen und in Sorge, dass es auch in Zusammenhang mit dem Corona-Virus stehen könnte -sich also unser Fahrer infiziert haben könnte, oder was wenn sie auf der Fahrt verstorben wäre... die Angehörigen waren dennoch dankbar, dass sich am Ende jemand um diese Frau gekümmert hatte.  So haben wir unsere Hygienevorkehrungen auch auf den Transport erweitert und nehmen nun eine Coronatestung vor, bevor wir einen Patienten verlegen.

Sprechstunde, präventives Neugeborenprogramm und NutriMix haben wieder ihren festen Platz

Seit Anfang September wurde wieder einmal wöchentlich eine regelmäßige Sprechstunde für die Schwangeren und Frauen durch unseren Gynäkologen Dr. Udpal durchgeführt. Ebenso kam unser Kinderarzt zweimal die Woche für die Kinder der umliegenden Dörfer in unsere Ambulanz. Auch konnten wir wieder mit unserer Neugeborenen Vorsorge beginnen, wo wir dorfweise alle Kinder bis zum 6. Monat untersuchen. Kinder, welche nun nach dem Lockdown besonders unter Mangelernährung und Anämie litten, haben wir stationär zur Rehabilitation und Therapie aufgenommen.

In den Dörfern haben wir wieder begonnen unsere Weizen-Linsen-Milch Breis mit Obst und Gemüse (Nutrimix) zu kochen und konnten demonstrieren wie hungrig die Kinder sind und dringend ausreichend Nahrung bedürfen. Mangelernährte Kinder zeigen oft verringerte Hungersignale und nun konnten die Mütter sehen, wie ihre Kinder, diese altersgerechte Nahrung emsig verzehrten und waren bereit unsere Nutrimix Take-Home Wochenrationen wieder für die Kinder zuzubereiten. Die Corona-Pandemie hatte zunächst dazu geführt, dass die Frauen den Virus in den Nahrungs-Containern fürchteten und die gestellte Zusatznahrung nicht nutzen wollten.

Auch unser Sonographist kam wieder und hat wöchentlich unsere Patienten untersucht und wir konnten sie dann weiterbetreuen. Leider bleiben die Tb Patienten unerkannt. Wir haben unsere Dorfhelfer schon mit Fragebogen von Hütte zu Hütte gehen lassen…Es bleibt ein Phänomen, dass in dieser Corona Zeit weniger Tb Patienten auftauchen. 

Corona hat unsere Mitarbeiter nicht verschont

Seit Mitte Oktober hat sich jedoch auch Covid 19 bei uns eingeschlichen und 3 Mitarbeiter erfasst, wobei einer schwer erkrankt mit Pneumonie in einem Spezialkrankenhaus behandelt werden muss. Alle Patienten wurden getestet und waren zum Glück negativ. Nun ist Durga Puja ein mehrtägiges bedeutsames Hindufest, wo viele Rituale in enger Gemeinschaft sowohl zuhause als auch auf der Straße stattfinden. Es wird mit einem weiteren rasanten Anstieg der Neuinfektionen in 2 Wochen gerechnet. 

 

Nun sind wir sehr dankbar, unseren schwer erkrankten Mitarbeiter Debashis wieder zuhause zu haben, noch schwach, aber ganz erfüllt, dass Gottes Wunder der Heilung an ihm stattgefunden hat. Nun möchte er sich ganz dem Dienst der Armen, besonders der Kinder widmen.

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 40)