Gottes Pläne werden sichtbar

September 2018

Paku - In letzter Minute gerettet

Seit sieben Monaten leidet Paku, eine 50-jährige Frau an einer Hüfterkrankung mit starken Schmerzen. Das Röntgenbild und die hohen Entzündungszeichen deuten auf eine fortgeschrittenen Infektion hin. Wir stellten sie bereits vor zwei Monaten einem Orthopäden vor, der ein MRT vorschlägt, das unter anderem auch eine Rückenmarkserkrankung zeigte. Daraufhin fühlt sich der Orthopäde nicht mehr verantwortlich. 

Gleich bei meiner Ankunft in Indien in unserem Krankenhaus holen wir sie aus dem Dorf zu uns, wo sie zwischenzeitlich wie gelähmt in ihrer Hütte liegt und sich vor lauter Schmerzen nicht mehr rühren kann. Wir vermuten eine Tuberkulose und beginnen gleich eine intensive Behandlung, woraufhin sie sich auch rasch erholt, was wir oft bei den TB-Behandlungen erleben.

Es ist schwierig, die Diagnose einer Knochentuberkulose zu stellen - so bleiben viele Patienten ohne Behandlung und müssen unter dieser konsumierenden Erkrankung leiden. 

Ebenso unser kleiner 10-jähriger Patient Pattu, der gleichfalls an einer Hüfterkrankung leidet und schon einige antibiotische Behandlungen bekommen hatte. Der zunehmende Knochenabbau führte auch hier auf die Diagnose Tuberkulose (eine durchgeführte Biopsie hatte eine TB zuvor scheinbar ausgeschlossen) und wir konnten schon nach zwei Wochen TB-Behandlung eine deutliche Verbesserung bei ihm sehen. 

Ich erinnerte mich auch an seine Mutter, die einst schwer krank zu uns kam und an einer Bauchtuberkulose litt, jedoch nicht mehr rechtzeitig kam und gerettet werden konnte. Die Tuberkulose bleibt ein Problem, besonders bei den mangelernährten Kindern.

Mangelernährung lässt sich bekämpfen 

Bei der Auswertung unserer Dorf-Ernährungsprogramme konnte wir mit Freude sehen, dass sich die Anämie-Rate bei unseren Kindern unter drei Jahren in zwölf Dörfern deutlich verbessert hat. Anstatt 67 Prozent der Kinder zeigten nach einem Jahr Ernährungsprogramm auch unter Gabe auch von Eisentropfen nur noch 17 Prozent der Kinder eine Anämie (Hb <10g%).

Durch unsere ausgebildeten Dorfhelfer wurden diese Kinder und Mütter 2-tägig besucht und im Kochen und in der Hygiene angeleitet. Wir haben durch unseren Farmer Nilu für viele Familien einen Gemüsegarten angelegt, um die pure Reismahlzeit anzureichern. Es besteht noch die Meinung, dass nur ein mit Reis gefüllter Bauch satt machen kann. Das Wissen um eine nährstoffreiche Ernährung fehlt. 

Wir versuchen die Ernährungsgewohnheiten zu verändern, da die Kinder Hunger haben, jedoch nicht die passende Kindermahlzeit angeboten bekommen. Mit unseren Helfern bereiten wir eine Linsen-Getreide-Milchbrei-Mischung zu und verteilen sie an die mangelernährten Kinder, die zuhause dann mit Gemüse oder Obst angereichert werden. 

Nun merken die Mütter, dass ihre Kinder nicht mehr so oft krank sind und auch viel aufgeweckter und lebendiger sind. Jedoch müssen wir mit unserer Sozialarbeiterin ständig wieder neu darauf hinweisen und dies gemeinsam in ihrer Hütte umsetzten. Auch das Erkennen von Krankheitszeichen bei den Kindern vermitteln wir, da diese oft nicht wahrgenommen oder ernst genommen werden und so die Kinder erst sehr spät einem Arzt, wenn überhaupt..., vorgestellt werden. 

Wir merken, dass unser Krankenhaus St. Mary bei den Dorfbewohnern mittlerweile sehr gut angenommen ist, da sie gerne aufgenommen und kostenlos behandelt werden.

Die kleine Maria gedeiht

Wir hatten im Juli ein mangelgeborenes Kind mit 1,9 Kilo aufgenommen, das anfangs schwer zu ernähren war. Die Mutter war sehr ängstlich, da sie bereits vier Kinder in den ersten Monaten oder gleich nach der Geburt verloren hatte zuvor. Nun finde ich das Kind bei uns im Krankenhaus wohlgenährt und mit strahlender Mutter vor. Es wiegt nun nach sechs Wochen bereits 3,8 Kilo. Die Mutter macht keine Anstalten, nach Hause gehen zu wollen. Vorläufig kann sie bei uns bleiben, bis sie dieses kleine kostbare Leben in Sicherheit fühlt.

Lieber nicht krank sein...

In der Ambulanz kommt ein 13-jähriger Junge, der von seinen Mitschülern gebracht wird. Seit zehn Tagen habe er hoch Fieber und sei ganz benommen. Er kann sich kaum auf den Beinen halten. Ich untersuche ihn und finde keine eindeutigen Befunde und will Blut abnehmen, um Dengue oder Typhus auszuschließen. Plötzlich flitzt er wie ein gut gespannter Bogen davon aus lauter Angst vor dem Blutabnehmen und war nicht mehr zurückzubekommen. 

Am nächsten Tag suchte ich im Internat nach ihm und er erzählte auf Befragen des Priesters, dass sein Vater nach einem Unfall schwer behindert zuhause von den Geschwistern versorgt wird und seine Mutter als Putzkraft arbeitet, um die Familie über Wasser zu halten. Er als einziger darf weiter in die Schule gehen, die jedoch weit entfernt von seiner Heimat ist. Das ist wohl die Bürde, die ihn dann in Panik gerieten ließ.

Mein Kind isst nicht - Hidden Hunger

Immer wieder hören wir von den Eltern, ihr Kind esse nicht und sei deshalb stets krank und unterernährt… So auch bei Ronjit, 3 Jahre, der ständig eine Bronchitis hat…. Wir fragen, was er zuhause angeboten bekommt? Reis, da dieser ja den Magen füllt und gut satt macht… Sonst kaum Beilagen dazu. Wir bringen ihn in unsere Küche und bieten ihm unseren Linsen-Weizen-Milchbrei mit Nüssen und Obst an, den er im Nu voll aufisst…, oh welche Überraschung für die Eltern! Die Kinder sind hungrig und ihnen fehlt die richtige Nahrung.

Deutscher Konsul zu Besuch

Wir haben vom deutschen Konsulat wieder einmal ein Laborgerät gesponsert bekommen, das sich der Konsul gerne anschauen wollte. Also meldete er sich an, war aber gleich an einem Dorfbesuch interessiert. Dort zeigten wir ihm unser Ernährungsprogramm und Gemüsegärten, auch wurde seine Delegation mit schönen Dorftänzen empfangen. Er war ganz angetan vom Dorfleben und hat gleich eine Ziege adoptiert, die zutraulich sich in seinen Armen einnistete.

Gottes Pläne werden sichtbar...

Ein 4-jähriger Junge hatte ein ausgedehnte Verbrühung erlitten nachdem er in einen Currykochtopf gefallen war, als am Boden gekocht wurde. Zunächst kam er in ein lokales Krankenhaus, das ihn aber nach zwei Tagen schon wieder entlassen hatte. Die Eltern waren erst ganz verzweifelt und ihr Not wandelte sich sichtbar in Freude, dass sie so unerwartet Hilfe bekamen bei uns, die für sie niemals durchführbar sowie erschwinglich gewesen wäre…. 

Eigentlich wollte ich an diesem Tag nach Delhi fliegen wegen einer ausstehenden Lizenz, hatte aber den Flug verschoben…, und wusste dann warum… So werden Gottes Pläne immer wieder sichtbar!! Er braucht uns, um Seine Armen versorgen zu können. 

Ausgesetzt... 

Eines nachmittags, als die Sprechstunde vorbei war, blieb ein circa 5-jähriges behindertes Kind in unserer Rezeption zurück. Es konnte nicht sprechen und stand sauber angezogen mit ausfahrenden Bewegungen im Raum. Also konnten wir ihn nicht befragen, wo seine Mutter sei? …nach längerem Warten erhärtete sich der Verdacht, dass dieses Kind bei uns ausgesetzt wurde, wohl weil wir behinderte Kinder bei uns stationär haben. Es stimmte uns sehr traurig. Wir konnten das Kind nicht behalten, da eine Aufnahme von Kindern ohne Elternteil von den Behörden nicht erlaubt ist. Leider sind in der Vergangenheit schon Kinder unrechtmäßig abhanden gekommen. So mussten wir es den Behörden übergeben, die es dann in einem Heim unterbringen wollten…. Dennoch wollen wir auf die Suche nach den Eltern gehen….

Jeden Tag gut genutzt..

Als ob es ein unsichtbares Netzwerk gibt, das uns die schwer kranken Kinder bringt, die allein gelassen sich finden und nicht weiter wissen. Aus dem Nachbarstaat kommt ein 16-jähriges Kind mit einem riesigen Bauchtumor, den sie schon sechs Monaten in sich trägt. Es ist mein letzter Tag und gleich nehme ich sie mit nach Kalkutta und bringe sie in unser Hope Hospital, wo sie Diagnostik und die nötige Operation bekommen kann. 

Zeitgleich kommt ein 17-jähriges Mädchen mit einem dicken Bauch voller Wasseransammlung, wo wir eine Bauchtuberkulose vermuten. Auch sie nehmen wir gleich mit ins Hope Hospital. 

In Indien besteht die höchste Kindersterberate innerhalb der ersten beiden Lebensmonate. Wir haben gleich zwei Kinder in den Dörfern gefunden, die nach 14 Tagen bereits eine schwere Pneumonie hatten und wir sie „zufällig“ zum richtigen Augenblick besuchten und Beide gleich einweisen konnten, um sie zu versorgen.

Gottes Führung ist wunderbar und es ist ermutigend und erfüllend an Seiner Hand laufen und mitwirken zu dürfen.

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